Shila Khatami: "Moiré"

Kunstprojekt

Die Skulputur "Moiré" ist der Beitrag von Sheila Khatami. Foto: Andrea Dingeldein

Die Skulptur „Moiré“ spielt mit der Wahrnehmung der Betrachterinnen und Betrachter: Die Skulptur besteht aus drei unterschiedlich gelochten Holzplatten, die je 300 mal 150 Zentimeter groß sind. Sie werden leicht gekippt und stützen sich gegenseitig an unterschiedlichen Punkten, so dass eine fragile geometrische Form entsteht.

Wo sich die gelochten Platten überlagern, stellt sich beim Betrachten der Moiré-Effekt ein – ein physikalisches Phänomen, das bei der Überlagerung feiner, regelmäßiger Raster auftritt und ein Flirren erzeugt. Beim Umschreiten der Skulptur verändert sich das Moiré. Durch die Größe der Löcher ergeben sich mit jedem Schritt neue Überschneidungen und Durchsichten. Die Skulptur befindet sich in einem ständigen Prozess der Transformation.

Die Skulptur weist Bezüge zum Selbstverständnis der evangelischen Kirche auf, die Menschen ermutigen möchte, einen eigenen Standpunkt im Leben zu finden. So gesehen symbolisiert die Skulptur eine wandlungsfähige Kirche, deren Grundpfeiler wie die gelochten Holzplatten gesetzt sind, die aber in der Lage ist, ihre Gestalt zu verändern.

Auch die Sichtweisen der Betrachterinnen und Betrachter auf diese offene, wandlungsfähige Kirche sind in Bewegung und ändern sich mit Standpunkten, die Menschen einnehmen.

Und der Moiré-Effekt? Kann nach dieser Lesart als flirrende, rauschende Erkenntnis verstanden werden, ein Hauch des Göttlichen, der sich für den Moment einstellt und schon beim nächsten Schritt verschwindet. Ein magischer Moment. 

Shila Khatami (*1976 in Saarbrücken) lebt und arbeitet als freie Künstlerin in Berlin. Von 1999 bis 2004 hat sie Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf und zuvor zwei Jahre an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert.

In ihren Arbeiten greift sie auf geometrische Formen aus dem Alltagsleben zurück und verweist auf ihre Verbindung zur Kunstgeschichte. Gestische Pinselstriche stellen das Hermetische der minimalen Formensprache infrage und brechen es auf. Einzelausstellungen von ihr waren zuletzt in Köln („miscellaneous“, 2016), Paris („Faster“, 2015) und Berlin („Need für Speed“, 2015) zu sehen. 

  • 23.10.2016
  • EKiR.de