„Sehnsucht als Treibstoff für Versöhnung“

Ökumene

Beim ökumenischen Eröffnungsgottesdienst zur Gebetswoche um die Einheit der Christen im Aachener Dom: Pfarrer Burkhard Kamphausen (links), Superintendent des Kirchenkreises Krefeld-Viersen, der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser (mitte), Bischof Evmenio

Mit dabei waren Bischof Dr. Helmut Dieser, die vier Superintendenten der Evangelischen Kirchenkreise Aachen, Jülich, Krefeld-Viersen und Gladbach-Neuss und der in Aachen ansässige Bischof der griechisch–orthodoxen Kirche.

„Wir müssen unserer Sehnsucht nach der Überwindung der Widersprüche, die uns trennen, mehr trauen als den noch immer berechtigten Rechtfertigungen, mit denen wir begründen, warum wir weiter getrennt sind“, sagte der Aachener Bischof Helmut Dieser am Dienstagabend laut Manuskript im Aachener Dom. In seiner Predigt Dieser diese Sehnsucht den „Treibstoff für die Versöhnung, die wir noch vor uns haben“.

Der Aachener Bischof erinnerte daran, dass es Martin Luther um eine Reformation der Gesamtchristenheit und eine Rückkehr zum Kern des Evangeliums gegangen sei. „Wir stehen aber gemeinsam vor der Einsicht, dass dieses Anliegen damals aus verschiedenen geschichtlichen Gründen gescheitert ist, so dass es in der Folge zu Spaltungen und gegenseitigen gewaltsamen Übergriffen kam.“ Umso erfreulicher sei, dass es seit gut 100 Jahren die ökumenische Bewegung gebe und auch die katholische Kirche seit gut 50 Jahren mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil „unrücknehmbar“ in sie eingetreten sei.

Dieser verwies auf die Bedeutung der Einheit christlicher Kirchen angesichts der Verfolgung von Christen weltweit. Wie in noch keiner Epoche zuvor würden Christen verfolgt. „80 Prozent aller Menschen, die aus religiösen Gründen verfolgt werden, sind Christen.“ Diese Menschen würden aber nicht verfolgt, weil sie katholisch, evangelisch oder orthodox seien, betonte der Bischof: „Sondern weil sie Christen sind.“

Der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Aachen, Hans-Peter Bruckhoff, erinnerte an die Luther-Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ aus dem Jahr 1520, in der es um die Freiheit im Glauben gehe. Doch sei heute Glaube zu einer Angelegenheit der Privatsphäre geworden, sagte Bruckhoff. „Das hat wenig mit evangelischer Freiheit zu tun und viel mit Bequemlichkeit und unserem heutigen individuellen Lebensstil.“ Luther habe deutlich gemacht, dass sich diese Freiheit im Glauben in konkreten Verhalten und Umgang mit anderen bewähren müsse, sagte Bruckhoff und würdigte das Engagement in den Kirchengemeinden für Flüchtlinge. „Das ist Liebe aus dem Glauben.“

  • 20.1.2017
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