Elisabeth Cruciger

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Gesangbuch aus dem Archiv (Foto: Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

Geboren als Elisabeth von Meseritz entstammte sie dem pommerschen Adelsgeschlecht, das auf dem Gut Meseritz ansässig war. Jung kam sie in das Prämonstratenserinnenkloster Marienbusch bei Treptow an der Rega. Das Leben als Klosterschwester bedeutete, eingebunden zu sein in ein enges Beziehungsgeflecht mit anderen Mädchen und Frauen, die ebenfalls adlig waren. Durch das Klosterleben erlernen die Mädchen und Frauen neben Lesen und Schreiben auch Latein sowie vielfältiges biblisches und kirchliches Wissen.

Aufgrund der Aktivität des Klosters in der Seelsorge und Mission hatte Elisabeth auch Beziehungen außerhalb der Klostermauern. Als Johannes Bugenhagen in das nahegelegene Kloster Belbuck als Lehrer kam und angeregt durch Martin Luthers Theologie die Bibel im reformatorischen Sinne auslegte, sprach dies auch Elisabeth an. Sie verließ das Kloster und folgte 1521 Bugenhagen nach Wittenberg. Wie dies gelang, ist nicht überliefert. Dieser Schritt erforderte großen Mut. Elisabeth lebte dann im Haushalt Bugenhagens bis zu ihrer Heirat mit Caspar Cruciger, dem Mitarbeiter und Schüler Martin Luthers. Damit nahm sie eine neue soziale Rolle ein, die der Pfarrfrau. Elisabeth hat wohl an den regen theologischen Gesprächen in den Familien der Reformatoren teilgenommen, wie ihre Erwähnung in den Tischreden Martin Luthers zeigt. Dort spricht der Reformator sie mit „Liebe Els“ an. Zu Katharina von Bora, der Frau Martin Luthers, hatte sie besonders Kontakt: Luther erwähnt in einem Brief von 1532 an Caspar Cruciger den Austausch von Schmuckgeschenken der beiden Frauen.

Elisabeth gebar zwei Kinder: Caspar, genannt der Jüngere, der als Theologe Melanchthons Nachfolger wurde und später zur reformierten Kirche übertrat, und Elisabeth, die in zweiter Ehe Luthers Sohn Johannes heiratete.

Elisabeth starb am 2. Mai 1535 in Wittenberg.

Heute ist nur noch eins der vielen Lieder von Elisabeth Cruciger erhalten: Herr Christ, du einig Gotts Sohn, das seit der Reformation immer in Gesangbüchern überliefert wurde – heute im EG unter der Nummer 67. Der Text zeigt, dass sie fest in ihrem biblischen und im Glaubenszeugnis war, dass sie altkirchliche Tradition und reformatorische Lehre verband und dass sie in der mittelalterlichen (Frauen)Mystik verwurzelt war. Und Elisabeth war mutig. Sie konnte Dinge denken, auf die noch 450 Jahre zu warten war.

Es wird erzählt von ihr, dass sie einen Traum hatte: “Eines Morgens, gerade vom Schlaf erwacht, erzählt eine Frau in Wittenberg ihrem Mann, einem gelehrten Theologen, sie habe im Traum in der Kirche ihrer Stadt auf der Kanzel gestanden und gepredigt. Darauf ihr Mann lachend: `Vielleicht will euch der liebe Gott für würdig erachten, dass eure Gesänge, mit denen ihr zu Hause umgeht, in der Kirche sollen gesungen werden´.“

So kam es: Elisabeths Lieder wurden und werden in der Kirche gesungen, ihr Traum von Frauen auf der Kanzel wurde wahr.

  • 15.8.2016
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