Anna Maria von Schürmann

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Anna Maria von Schürmann / Gemälde von Jan Lievens von 1649, National Gallery London

Anna Maria von Schürmann wurde am 5. November 1607 in Köln in einem reformierten Elternhaus geboren. Ihre Eltern waren der niederländische Glaubensflüchtling Friedrich von Schürmann und die rheinische Adelige Eva von Harff. 1615 kehrte die Familie in die Niederlande zurück.

Schon früh zeigte die hochbegabte Anna Maria Talent in allen möglichen Disziplinen: Sie sprach und schrieb mindestens zehn Sprachen fließend, allen voran Latein, Griechisch und Hebräisch, was ihr ermöglichte, die Heilige Schrift im Original zu lesen und zu verstehen.Sie war überdies eine ausgezeichnete Dichterin, Porträtmalerin und Kupferstecherin und erwarb noch in vielen anderen Künsten beeindruckende Fähigkeiten.

Mit den Jahren wandte sie sich vermehrt den Wissenschaften zu. Geschichte, Geografie, Astronomie, Philosophie – jedes Fachgebiet begeisterte sie. Als „Stern von Utrecht“, „Alpha der Frauen“ und „Weisheitsfackel“ wurde sie für ihre umfassende Bildung weithin gerühmt. Ihr besonderes Steckenpferd blieb aber die Theologie, die vor allem beeinflusst wurde von Gisbert Voetius. Letztlich diente für sie jede wissenschaftliche Erkenntnis einer tieferen Frömmigkeit.

1641 erschien ihr Werk „Dissertatio“, auf Deutsch später unter dem Titel „Darf eine christliche Frau studieren?“, in dem sie den Bildungsanspruch von Frauen theologisch begründete. Dies sorgte für Aufsehen in ganz Europa.

1668 schloss sie sich dem Mystiker Jean de Labadie und seiner pietistischen Hausgemeinde an und führte mit ihnen nun ein Leben auf der Flucht. Dieser radikale Lebenswandel war ein Skandal zu ihrer Zeit. Für sie selbst war es logische Konsequenz aus der durch Bildung gewonnenen Erkenntnis und entschiedene Umsetzung ihres Lebensentwurfs von gelebtem Christentum.

Am 4. Mai 1678 starb Anna Maria von Schürmann im westfriesischen Wieuwert.

Zitate:
„Denn wenn Weisheit tatsächlich eine so große Zierde für das Menschengeschlecht ist, […] dann kann ich nicht einsehen, warum man einem Mädchen, […] gerade diesen bei weitem schönsten Schmuck nicht zugestehen sollte.“
Der Anna Maria van Schurman Eukleria oder die Erwählung des besten Teils. Aus dem Lateinischen von Paul Hachenberg, 1783, S.235

„Meine These möge also lauten: Einer christlichen Frau steht ein Studium der Wissenschaften zu.“
Opuscula (1652), S.34, zitiert nach: Michael Spang, Wenn sie ein Mann wäre. Leben und Werk der Anna Maria van Schurman, Darmstadt 2009, S. 123

  • 15.8.2016
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