Ein-, Durch- und Ausblicke

Kunstprojekt „reFORMation – transFORMation“

Ein schwarzer Block – oder doch eine Fotografie? Jedenfalls ein Werk, in das man sich einsehen muss, das zur Meditation einlädt. Ein Selbstporträt des Künstlers. „Die Versuchung“ heißt die Arbeit von Konstantinos Angelos Gavrias.

Der hölzerne Rahmen einer ausgedienten Orgel – neu mit Leben gefüllt, umgewandelt zu einer Harfe, die eine Schattenzeichnung an die Wand wirft: „Licht- und Schatten-Harfe“ heißt die Arbeit von Zipora Rafaelov.

Das sind drei der elf Arbeiten des Kunstprojekts „reFORMation – transFORMation“ der Evangelischen Kirche im Rheinland zum 500. Reformationsjubiläum, das am kommenden Freitag mit einer Vernissage eröffnet wird. In einer Pressekonferenz gab es drei Tage zuvor erste Blicke auf die neu geschaffenen Werke. Eine hochkarätige Jury hatte die Künstlerinnen und Künstler für das Projekt ausgewählt. Diese Jury wird am Freitag auch über die Vergabe des mit 3.000 Euro dotierten Kunstpreises entscheiden.

Durchlässig und transparent

500 Jahre Reformation – da besteht die „Gefahr des ,re‘“, die Gefahr des reinen Rückblicks, wie Kirchenrat Volker König vor den Journalistinnen und Journalisten in der Düsseldorfer Johanneskirche erklärte. Mit dem Jubiläum „einen Rückblick auf eine schöne Vergangenheit feiern“? Nein, sagt der Leiter des Kunstprojekts: Kirche und Welt müssten sich ändern, es brauche einen Blick nach vorn und auf den nötigen Wandel. Von den Künstlerinnen und Künstlern habe er sich dazu Inspiration erwartet.

Er bekommt sie. Die Arbeiten sind da. „Fast alle sind sehr durchlässig“, so Kirchenrat König. Wie auch immer die Kirche morgen aussehe, „sie wird transparent sein müssen“.

Diskussionen erhofft

Zu Kirche von morgen gehörten vielleicht auch Dinge, „die heute noch ein Schattendasein fristen“, sagte er im Blick auf die Arbeit von Zipora Rafaelov. Die aus Israel stammende Künstlerin  bringe eine andere Bedeutung des Schattens mit, den in der Hitze wohltuenden Schatten. Das ist hier in der Rheingegend anders: „Wir streben nach Licht, mögen Schattenseiten nicht.“

Gespannt auf mögliche Diskussionen, die die Ausstellung in der Düsseldorfer Johanneskirche und später als Wanderausstellung auf ihren Stationen in Essen, Köln, Mönchengladbach, Neuwied und Saarbrücken auslösen könnte, ist Jurymitglied Susanne Titz, Direktorin des Museums Abteiberg in Mönchengladbach.

Eine Arbeit wie beispielsweise die von Kristina Stoyanova („Ohne Titel“) sei sehr provokant, könne manche Menschen auch zur Wut treiben, so Titz. Unterhalb der Orgel, gegenüber dem Kruzifix im Chorraum, hängt die Arbeit. Stoyanova hat – kein traditionelles Gottesbild – einen Neonschriftzug beigesteuert: „God is a woman and She knows how to dance.“

Mehrere Mittelpunkte

Unterschiedliche Arbeiten, denen unterschiedliche Kunstbegriffe zugrunde liegen – die Jury hat für eine breite Palette von Arbeiten gesorgt. Ritual, Zeitlichkeit, Zeichenhaftigkeit. Jüdische, orthodoxe und muslimische, katholische und evangelische Hintergründe der Künstlerinnen und Künstler. Kurator Holger Hagedorn sagt, die Ausstellung bietet einen „multipolaren Blick“.

Zur Vernissage wird es die Aufführung der Performance „Im Anfang war das Wort“ von Christian Jendreiko geben. Mit einem Wort-Chor in einer Kirche, die einst für das gesungene gregorianische Lied akustisch gebaut worden ist.

Eine aus Kirschholz gedrechselte Skulptur von Elmar Hermann, die vier Profile zeigt; für Kurator Holger Hagedorn ein Werk, das sich nur denjenigen erschließt, die den Titel gebenden Film „Shining“ und die Vater-Sohn-Schlüsselszene kennen.

Gruß in die Zukunft

In einem Blumenkübel wird Christian Odzuck eine sog. Luther-Buche einpflanzen, lateinisch Fagus. Ein Gruß in die Zukunft: Die Buche soll am letzten Ausstellungsort wachsen, 500 Jahre alt werden. Manfred Rennertz bringt „Das große X“ ein, eine Kreuzesskulptur, die er um ein Bild ergänzt.

Christoph Dahlhausen hat mit „forming – transforming“ ein interaktives Projekt realisert – anfassen, versetzen – alles erlaubt. Eine farbliche Diagonale bilden die Arbeiten „Transformation – Lichtbündel“ von Lydia Nüüd und „Politics“ von Claudia Kugler.

Die Johanneskirche, dieser sakrale Raum, gilt als zwölftes Kunstwerk. Im Landeskirchenamt und den anderen Kirchen, in die die Ausstellung weiterwandert, werden die Konstellationen wieder anders sein.

  • 7.3.2017
  • EKiR.de
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