Pressemitteilung

Röntgenaugen und Bibelblick

95 Gottesdienste

  • Nr. Zwei Remscheider Kirchengemeinden haben Gottesdienst im Röntgenmuseum gefeiert – und dabei Menschen angesprochen, die sonst selten in die Kirche gehen, sagen die Pfarrerinnen Antje Menn und Kristiane Voll über diesen „Gottesdienst an ungewöhnlichem Ort“.
  • 30.8.2017
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Ein Gottesdienst im Röntgenmuseum? Als die Remscheider Pfarrerinnen Antje Menn und Kristiane Voll dem Museumsleiter ihr Ansinnen vortrugen, war der sofort begeistert. Wissenschaft und Kirche ins Gespräch bringen, dafür habe er viel Sympathie, sagte Dr. Uwe Busch und stellte nicht nur gerne sein Haus zur Verfügung, sondern machte mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch selbst engagiert mit.

Auf der Suche nach einem Ort für einen Gottesdienst innerhalb des Projekts „95 Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten“ kam eine eigens einberufene Runde der beiden benachbarten Remscheider Kirchengemeinden Lennep und Lüttringhausen auf das Röntgenmuseum. Schließlich ist Remscheid der Geburtsort von Wilhelm Conrad Röntgen, dem Entdecker der nach ihm benannten Strahlen. In seinem Geburtshaus ist das Museum untergebracht.

Junge „Museumsprofis“ aktiv im Gottesdienst

Auch ein Motto war schnell gefunden. Hieß es beim Kirchentag „Du siehst mich“, so planten die beiden Gemeinden ihren Gottesdienst im Röntgenmuseum unter dem Leitwort: „Tiefer sehen“. Zunächst wollte das Vorbereitungsteam den Gottesdienst im historischen Ambiente der alten Röntgenapparaturen ausrichten. Doch schnell zeigte sich, dass es in einem interaktiven Museum andere interessante Orte gibt, um tiefer zu sehen. Etwa dort, wo Geräte stehen, die in Flughäfen die Koffer durchleuchten. Damit ließ sich auch live etwas machen.

Drei Mal traf sich die Vorbereitungsgruppe im Museum. Dabei nahm der Gottesdienst schnell Gestalt an. So wurde ein Projekt des Museums für Kinder, die „Museumsprofis“, zu einem zentralen Bestandteil. Museums­profis sind Kinder um die elf Jahre, die Kindergruppen das Museum nahebringen. Im Gottesdienst führten sie Interviews und boten im Anschluss zudem Führungen an.

„Den Ausstellungsraum haben wir so genommen, wie er ist“, sagt Kristiane Voll, die sich an den spezifischen Chemie-Geruch des Gottesdienstortes auf Zeit erinnert. Der Raum behielt seinen Charakter, lediglich ein schlichter Tisch mit Kerzen und Bibel und ein vom Museum bereitgestelltes Rednerpult sowie eine Musikanlage kamen hinzu.

Dialogpredigt und Lieder zum Motto „tiefer sehen“

Für die Musik sorgten ein Posaunenchor und eine Band aus beiden Gemeinden. Die Lieder passten zum Motto “tiefer sehen“ und wurden mit neuen Arrangements versehen. Bei einem Gottesdienst in einem wissenschaftlichen Museum lag außerdem eine Dialogpredigt nahe. Die biblische Dimension des Sehens griff dabei Pfarrerin Menn an Hand der Geschichte vom Zöllner Zachäus auf, Museumsleiter Dr. Busch brachte sich mit den Erkenntnissen Röntgens ein.

Auch wenn die Vorbereitung eines solchen Gottesdienstes allein durch die Ortstermine und Gespräche mit den Kooperationspartnerinnen und -partnern aufwendig sei und zusätzliche Zeit koste, zahle sich der Einsatz aus, sagen Mann und Voll – sei solch ein „Projekt Gottesdienst“ doch Gemeindearbeit. So haben beide Gemeinden damit beispielsweise Menschen angesprochen, die sonst kaum in den sonntäglichen Gottesdienst kommen. „Und es machten viel mehr begeistert an der Vorbereitung mit, als sonst“, unterstreicht Antje Menn. Und nicht zuletzt: Es werde manche Tür geöffnet für weitere Gottesdienste an anderen besonderen Orten. Die beiden Remscheider Pfarrerinnen denken bereits an die Sparkasse oder das Tuchmuseum. Auch Dr. Uwe Busch hat sich ins Gespräch gebracht: „Ich hoffe, das war nicht das letzte Mal“, sagte er nach diesem besonderen Museumstag.