Pressemitteilung

Bei „Luther“ ist der Chor der Star

Pop-Oratorium

  • Nr. Zwei Aufführungen mit knapp 3.000 Sängerinnen und Sängern  - und am Ende hielt es niemanden mehr auf die Sitzen: Das Pop-Oratorium „Luther“  begeisterte in Düsseldorf Publikum und Mitwirkende.
  • 13.2.2017
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Die Bühne ist karg mit elf schlichten Stühlen möbliert, eine breite Treppe in der Mitte, links die Rockband, rechts das Orchester, 13 modern gekleidete Solisten und hinter ihnen eine weiße Wand von 2.820 Chorsängerinnen und -sängern – das sind die Zutaten für das umjubelte Pop-Oratorium „Luther“ in Düsseldorf. Beim Finale mit allen Mitwirkenden hält es die 16.000 begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer  der beiden Aufführungen nicht mehr auf den Sitzen, sie klatschen und singen den Ohrwurm „Wir sind Gottes Kinder, wo auch immer, keiner ist allein“ mit.

Das Pop-Oratorium von Komponist Dieter Falk und Texter Michael Kunze stellt Leben und Wirken des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. Die Rahmenhandlung der Zeitreise rund um den Mönch ist der Reichstag von Worms 1521, wo sich Luther vor dem Kaiser weigert, seine kirchenkritischen Schiften zu widerrufen.

Der Chor stellt Fragen und kommentiert das Geschehen

Der Luther des Oratoriums, überzeugend gesungen und gespielt von Frank Winkels, kommt im dunklen Anzug und schwarzem Kapuzenpulli auf die Bühne.  Auch der Rest des Ensembles ist modern gekleidet. Dominikanermönch Faber (Andreas Wolfram) trägt einen leuchtend roten Anzug und Kaiser Karl (Paul Falk) kombiniert seinen weißen Anzug mit Sneakern und Baseballcap in Gold. Ablassprediger Stefan Poslovski glitzert beim Song „Ablass“ im ersten Teil des Pop-Oratoriums in seinem silbrigen Paillettenanzug wie eine Discokugel.

Eigentlicher Star der Aufführungen sei der Chor, sagt Dieter Falk. Deshalb handele es sich bei „Luther“ auch um ein Pop-Oratorium und nicht um ein Musical.  Der Chor stellt bei „Luther“ Fragen, kommentiert und ergreift Partei. In Düsseldorf sind 1.820 Sängerinnen und -sänger aus 67 Chören und 960 Einzelsängerinnen und -sänger aus der gesamten Region dabei.

Prominentes Mitglied bei beiden Aufführungen war der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), der umrahmt von erfahrenen Chorsängern den Bass verstärkte. Die nächsten Aufführungen des Pop-Oratoriums in Mannheim, Hamburg, Halle/Westfalen, München, Siegen, Wittenberg und Berlin bieten weiteren Chören  sowie Einzelsängerinnen und –sängern die Gelegenheit zu Gänsehautmomenten als Teil eines Riesenchors.

Beeindruckende La-Ola-Welle der Sängerinnen und Sänger

„Wer ist Martin Luther?“ – der eingängige Song zu Beginn taucht im Laufe des Pop-Oratoriums immer wieder auf und sorgt beim Publikum für Mitsingmomente. Durch diese schlichte Frage gewinnt jedoch auch der erzählerische Strang des Oratoriums an Fahrt. 

Unter dem Titel „Multiplikation“ wird später die Verbreitung von Luthers Schiften durch den Buchdruck thematisiert. Die weiße Chorwand hält hier die schwarz eingebundenen Notenhefte hoch und dreht sie in einer beeindruckenden La-Ola-Welle auf die weiße Seite. „Da vergesse ich manchmal die Choreographie“, gesteht der neunjährige Lewin aus Raesfeld im Kreis Borken, der zu den jüngsten Sängern gehört.

Lewin und seiner älteren Schwester Lina (12) gefiel die Uraufführung des Pop-Oratoriums 2015 in Dortmund so gut, dass sie in Düsseldorf mit von der Partie sein wollten. „Die Kinder haben viel über Luther gelernt“, resümiert Mutter Dorothea einen positiven Effekt des Mitsingens. Textzeilen wie „Wenn das Geld in den Kasten fällt, springt die Seele aus dem Feuer“ aus dem Song „Ablass“ seien so eingängig, dass man sie nicht vergesse.

Voller Kraft und Mut

Das Geschichtsbuch wird lebendig, wenn Luther nach der Pause mit ausladenden Hammerschlägen seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg nagelt. Frank Winkels singt, projiziert auf zwei Großleinwände, sein „Hier steh ich, ich kann nicht anders“, der Chor kommentiert „Luthers Thesen waren voller Kraft und Mut“.

Während der Hammerschläge ertönt dann noch eine vertraute Melodie: Der Chor singt das neu arrangierte Kirchenlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ aus Luthers Feder. Spätestens hier wird deutlich, was Komponist Falk mit seiner Einschätzung meint: „Luther war der erste Popmusiker der Kirche, weil er Volkslieder adaptiert hat.“