Pressemitteilung

Ein überwältigendes Finale

Rückspiegel Reformationsjubiläum: Eckart von Hirschhausen

  • Nr. Er hat am Reformationstag 2017 die TV-Reformationsgala im Bonner Telekom-Dome mitmoderiert, seinen persönlichen Gänsehaut-Moment hatte er schon kurz davor erlebt. Das erzählt der Kabarettist und Moderator Dr. Eckart von Hirschhausen im 2017.ekir.de-Interview über sein 500. Reformationsjubiläum.
  • 28.11.2017
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Was hat Sie am 500. Reformationstag überrascht?

Was Luther für ein Entertainer war! Er hat die Musik genutzt, um Inhalte „viral“ zu transportieren, er hat die Menschen ernst genommen und involviert. Luther hat viel in Bewegung gebracht, vielleicht mehr, als er anfangs ahnen konnte. Seine Überzeugung, dass der Mensch in der Beziehung zu Gott keine Zwischenhändler braucht und auch keine Fegefeuer-Fristen-Fritzen, war doch revolutionär. Ebenso der Gedanke, dass Menschen Texte, die sie angehen, in einer verständlichen Sprache lesen können sollen. Da ist die Medizin bis heute nicht drauf gekommen! Und als ich einmal das Ärztelatein für mein erstes Buch „Arzt-Deutsch“ ins Verständliche übertrug, wurde mir klar, was er da mit der ganzen lateinischen Bibel geleistet hat! Respekt.

Was war Ihr echter Gänsehautmoment?

Für mich war das Pop-Oratorium in  Berlin „Luther – das Projekt der 1000 Stimmen“ ein überwältigendes Finale des Reformationsjahres. Ich durfte die grandiose Show des Komponisten Dieter Falk moderieren und am Ende gemeinsam mit 4000 Sängern singen – das war wirklich Gänsehaut pur!

Das beste Zitat des Tages?

Ein Zitat, das Luther gar nicht gesagt hat! Mittlerweile weiß ich, dass ihm das berühmte Zitat mit dem Apfelbaum fälschlich zugeschrieben wird. Deswegen in meiner Interpretation: Wenn ich wüsste, dass morgen das Reformationsjahr zu Ende ginge, würde ich heute noch einen Apfelkuchen essen! Und den Protestanten auch über 2017 hinaus eine Erkenntnis mitgeben: Wenn das Leben endlich ist – wann fangen wir endlich an zu leben?

Lessons learned: Was lässt sich mitnehmen und weiter oder neu machen?

Das Reformationsjahr war eine gute Gelegenheit uns von der Kargheit und Wortlastigkeit zu befreien und eine kleine „Gegenreformation“ starten: zu mehr Miteinander und Füreinander, mehr Humor und Lachen, mehr Sinnlichkeit und Körperlichkeit in der Kirche, und mehr Ekstase und unbändiger Freude am Leben. Hier müssen wir unbedingt weitermachen und weiterdenken! Ja, wir werden alle eines Tages sterben. Aber an allen anderen Tagen eben nicht! Und wenn es eine frohe Botschaft gibt, sollte man das den Menschen, die sich auf sie berufen, auch anmerken, oder?