Pressemitteilung

Christian Jendreiko: "Im Anfang war das Wort"

Kunstprojekt

  • Nr. Zum 500. Reformationsjubiläum hat die Evangelische Kirche im Rheinland das Kunstprojekt "reFORMation transFORMation" realisiert. Einer der elf eingeladenen Künstlerinnen und Künstler ist Christian Jendreiko. Sein Werk heißt „Im Anfang war das Wort".
  • 19.3.2017
  • 2511 Zeichen

Im Anfang war das Wort. Was heißen kann: Die Worte waren immer schon da. Und die menschliche Stimme gibt es nur, damit die Worte vom Menschen ausgesprochen werden und damit eine plastische Gestalt verliehen bekommen. Ausgehend von dieser Überlegung hat Christian Jendreiko eine Sprech-Performance für einen Chor entwickelt. Realisiert wird diese spezielle Form der sozialen Plastik von Chören aus den jeweiligen Kirchengemeinden, in denen die Ausstellung gastiert. Formal knüpft die Performance an antiken Gesangstraditionen an.

Zwei Zitate hat der Künstler der Performance vorangestellt. „Wenn Du etwas sprichst, das geht durch deinen Mund. Nun sprichst Du einen Wagen. Also geht ein Wagen durch deinen Mund.“ (Chrisipp, Philosoph) Und: „Mein Mund spreche weise Worte.“ (Psalm 49,4)

Bei der Performance wählt der Chor seine Worte selbst, um aus ihnen zu schöpfen. Welche Worte sich der Chor auch immer in den Mund legt: Wiederholt er sie, spricht er sie anders als beim ersten Mal: lauter oder leiser, modifiziert in ihrer Tonhöhe, mit mehr oder weniger Nachdruck.

Ein Chor kann diese Worte sprechen: „Wie kann man sich ein Gruppenbild denken? Vielleicht so: als vielstimmige Gemeinschaft, die sich in einem Kirchenraum versammelt, als Chor, in dessen Mündern die Worte spielen, wie der Wind in den Haaren.“ Danach bewegen sich die Mitglieder des Chors in verschiedene Richtungen. „Aber nur, um sich an gleicher oder anderer Stelle zu einem anderen Zeitpunkt wieder zu reformieren und diese Worte noch einmal zu sprechen. Oder andere Worte“, heißt es im Entwurf von Christian Jendreiko.

Christian Jendreiko (*1969 in Recklinghausen) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er entwirft Instrumentalaktionen in Form von Verbalnotationen und wird von Museen, Galerien und Kultur-Institutionen in der ganzen Welt eingeladen, um seine Notationen als Aktionen zu verwirklichen, die oft mehrere Tage dauern. 2003 wurde eine Reihe seiner Arbeiten in die Sammlung des Musée d’Art Moderne im Pariser Centre Pompidou aufgenommen.

Jendreiko arbeitet gerne kollaborativ: seit 31 Jahren mit Stefan Werni als Duo Werni & Jendreiko, seit 1998 als Mitglied der Düsseldorf-Londoner Künstlergruppe hobbypopMUSEUM, seit 2012 als Mitglied der Künstlergruppe BEASTER. Jendreiko war Gastprofessor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und unterrichtet an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf.