Pressemitteilung

Claudia Kugler: „Politics“

Kunstprojekt

  • Nr. Zum 500. Reformationsjubiläum hat die Evangelische Kirche im Rheinland das Kunstprojekt "reFORMation transFORMation" realisiert. Eine der elf eingeladenen Künstlerinnen und Künstler ist Claudia Kugler. Sie hat das Werk "Politics" beigetragen.
  • 19.3.2017
  • 2369 Zeichen

Die Arbeit „Politics“ von Claudia Kugler kreist um das Wort „Interesse“. Die Künstlerin hat die Buchstaben des Wortes in bunten Versalien als Bild gestaltet. Die Versalien haben die Anmutung einer Handschrift, als wären sie wie mit einem Filzstift oder mit Fingern geschrieben. Entgegen der üblichen Trennung sind pro Zeile drei Buchstaben gesetzt, in kräftigem Blau, knalligem Rot, kräftigem Gelb und Altrosa. Das Bild liegt als Digitaldruck vor (168,5 mal 250 Zentimeter). Material- und Bildebene gehen ineinander über, wodurch Farbmischungen, Transparenzen und Unschärfen entstehen.

Bild und Material, Motiv und Medium fordern einander heraus. Was interessiert die Betrachterin, den Betrachter? Aus welchem Interesse? In wessen Interesse? Für Claudia Kugler ist Interesse ein „merkwürdiger Zustand, bei dem Aufmerksamkeit an die Schwelle zur Aktivität tritt“. Sie verweist auf den österreichischen Philosophen und Kulturtheoretiker Robert Pfaller, der das Modell des „Interpassiven“ geprägt hat. Interpassivität zeige sich darin, dass andere für einen aktiv werden – wie in einer Fernsehshow, in der das Gelächter der unsichtbaren Zuschauenden im Off ertönt. Die Zuschauerin, der Zuschauer am Fernseher ist beteiligt, interessiert, bleibt aber passiv, muss nicht einmal mehr lachen.

Für Claudia Kugler ist Interesse wie ein Gelenk, das unterschiedliche Akteurinnen und Akteure einen gemeinsamen Gegenstand finden lässt, wobei Interesse nicht notwendig zu Konsens führt. Das wiederum lasse sich deutlich an der Geschichte der Reformation und Gegenreformation ablesen, die auch zu blutigen Auseinandersetzungen geführt hat. 

Claudia Kugler (*1969 in Auerbach/Oberpfalz) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Als Diplom-Kommunikationsdesignerin hat sie zunächst in einer Werbeagentur gearbeitet und von 1996 bis 2002 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg studiert.

Ein Schwerpunkt ihrer digital erzeugten Arbeiten ist speziell seit 2014 das Verhältnis von Wort und Bild, die Form von Information sowie die Information als Form. Seit 2000 sind ihre Werke in zahlreichen Einzelausstellungen zu sehen; die Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, etwa von der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.